„Joe, der Staff“

Hier wird die Geschichte von Joe erzählt. Nein, nicht aus Spenden- oder Mitleidsgründen. Warum also? Nun, weil es nicht immer nur furchtbare Dramen gibt, oder überglückliche Katzenkittens mit Sensationsbonus. Die Seite beschäftigt sich mit Tales, also mit Geschichten rund um den Hund. Hier wird Joes Geschichte erzählt.

Aller Anfang ist schwer. So erging es auch Joe. Herkunft und Haltung von Joe ist quasi bis irgendwann Ende 2023/Anfang 2024 mehr oder weniger unbekannt. Bekannt war nur der dazumal letzte Halter, der aber kein Halter sein durfte.

Unweigerlich folgte für Joe also das Tierheim. Ob das gut für Joe war, kann ich nicht beurteilen, aber es war gut für uns beide. Dort lernten wir uns kennen. Zufall, Schicksal, ich glaube an sowas nicht. Eigentlich war ich im TH, weil noch Fragen zu klären waren bezüglich eines Herdenschützerseminars. Dabei lief mir die, ich finde wunderbare, Hundetrainerin des THs mit Joe an der Leine quasi über die Füße. Dank meiner Vorbildung wollte ich eigentlich einen Problemhund irgendwann mal zu meiner Bulldogge aufnehmen, aber da war Joe.

Schockverliebt ist das richtige Wort. Ich habe sofort gesagt, packt mir den sofort ein, Schleife drum, den nehme ich ihn mit! Ich war und bin verliebt! Brauch sich jetzt niemand aufzuregen, natürlich ging es auch bei mir: den normalen Weg! Also gings los: Lola (meine Bulldogge) es geht los zum TH. Hund dabei, Frau dabei, Kind dabei, und ab.

Er ist jetzt ungefähr ein Jahr bei mir.

Das war der Trailer, wer mehr Bock hat Joes Geschichte zu folgen, bitte schreibt mir, ohne Leser macht kein Buch Sinn.

Liebe Grüße Willy

Joe kommt nach Hause!

Das Licht der Welt erblickte Joe im September 2022. Nun hatten wir April 2024. Für seine gut eineinhalb Jahre hatte der kleine Mann also schon eine turbulente Geschichte hinter sich. Ich machte mir also so meine Gedanken, wie sich seine Geschichte auf seinen Charakter ausgewirkt hat.

Ein Tierheim kann noch so gut arbeiten, aber ich denke, dass jeder sich im Klaren darüber ist, dass ein TH niemals eine Familie ersetzen kann. Auch zeigt ein Hund natürlich nicht sein alltägliches Verhalten, wenn man ihm im TH besucht oder kurze Ausflüge mit ihm macht. Auch ließen die Geschichten um sein Vorleben jetzt nicht unbedingt auf einen harmonischen, behüteten Familienalltag schließen. Ich wollte mir also eine Strategie überlegen, welche es Joe besonders leicht macht einen Einstieg in seine neue Familie zu finden. Doch je länger ich über Strategien nachdachte, um so öfter verwarf ich sie wieder.

Ich ging also erstmal davon aus, wie er sich bei unseren Treffen zeigte. Das war auch genau richtig so, davon aber später mehr. Bei unseren Treffen zeigte sich Joe sehr entspannt, aufgeschlossen anderen Hunden gegenüber und sehr menschenbezogen. Zwar ein wenig grobmotorisch, aber immer deeskalierend, wenn er auf die grantige Lola traf. Apropos Lola, mein zweijähriges OEB Mädchen würde wohl eh seine größte Hürde auf den Weg zur Integration in unsere Familie sein. Lola, wie oben geschrieben, kann schon mal grantig werden, wenn ein Artgenosse nicht so will, wie sie sich das denkt. Im Herzen ein liebes Mädchen, aber vielleicht nicht immer mit dem Hundeknigge unterwegs. Das Grobmotorische war und ist jedoch das verbindende Element zwischen den beiden. Meine Nachbarn denken auch heute noch an Hundekämpfe, wenn die beiden im Garten miteinander spielen. Auch sollte man als Mensch dann lieber aus dem Weg gehen, um blaue Flecken und andere Blessuren zu vermeiden. Aber das weiß man ja dann auch sehr schnell, oder macht halt Erfahrungen.

Da aber auch einem Hundetrainer „solche“ Hunde nicht in Hundertschaften über den Weg laufen, macht man sich im Vorfeld der Adoption rassekundig. Laut Veterinäramt ist Joe ein Pitbull-Mix. Na, da ists ja schon vorbei mit der Rassekunde. Pitbull und dann auch noch Mix kann ja alles sein. Naja, Dackel und Zentralasiate mal ausgenommen. Ich schaute mir Joe daher genauer an und kam zu dem Schluss, dass er ein Staffordshire Bullterrier, kurz SBT, ist. In der nordrheinwestfälischen Rasseliste machte diese Erkenntnis aber keinen Unterschied. Gar nicht sooo weit weg vom Pitbull-Mix, aber doch weit weg. Zumindest konnte ich nun einige Rasseportraits studieren und schonmal über „Konsequenz“ nachdenken. Überall tauchte immer wieder der blödsinnige Satz auf: „… benötigen konsequente, aber liebevolle Erziehung!“ Naja, wenn jeder von uns diesen dummen Satz spezifizieren sollte, kämen wohl ganz viele unterschiedliche Interpretationen raus. Also, Rasse eingegrenzt, Literatur in die Tonne gekloppt und den gesunden Menschenverstand eingeschaltet. So wirds schon gehen.

Nach den Hürden der deutschen Ordnungsgesellschaft, ist ja schließlich eine §3 Hund, konnte nun endlich die Familienzusammenführung starten. Einen Satz über die §3 Hunde möchte ich kurz dazwischen schieben. §3 Hunde, sind Hunde, von denen, allein durch ihre Rassezugehörigkeit, eine Gefahr für die Gesellschaft ausgeht. Liest man nur den Gesetzestext denkt man, es ist kein Hund, es ist ein Monster. Kommen dann auch noch die Hürden bei der Adoption und die horrende Hundesteuer dazu, ist es ganz klar, dass unsere Tierheime keine Familien mehr für diese Hunde finden. Aber das ist ein anderes Thema.

Bei dem Wort „Vergesellschaftung“ muss ich schon zwanghaft an irgendeine Folge von Martin Rütters Hundeprofi denken. Gefühlt kommt diese Thematik in jeder Folge vor. Also spukt das auch bei mir im Kopf herum. Sowas wie, … auf neutralem Gelände beim Spaziergang und so weiter. Naja, spätestens wenn ich einen Herdenschützer, der sich auch benimmt wie ein Herdenschützer, klarmachen möchte, dass das so klappt, habe ich ein Problem. Ich hatte mal son Typen. Siddybaby, der hatte ein klares Grundkonzept: Alles was ich sofort töte, kann meinen Leuten nicht mehr gefährlich werden. Wenn man sich das mal genauer überlegt, macht das ja auch wirklich Sinn. Zumindest ist dieses Konzept für jeden nachvollziehbar und nicht besonders schwer zu verstehen. Was passiert also mit dem Kollegen, der uns jetzt da irgendwo begleiten will? Richtig! Also, das sollte ich vielleicht bleiben lassen. Jetzt bin ich ja ein einfallsreicher Mensch. Wenn nicht so, wie denn dann? Ich habe mir ein Gitter besorgt, son Ding, was man in einen Türrahmen montiert. Aber ein stabiles Teil, nicht so ein Babydings, das ist für einen 50kg Hund nicht wirklich ein Hindernis. Maulkorb an, Gitter zu und rein in die Vollen. Passt, Siddybaby hat begriffen, der andere gehört ins Team und wir daher nicht gefressen. Hat keine halbe Stunde gedauert, denn dumm sind sie ja nicht. Adriano Celentano hat mal gesagt: „Mit Tieren zu reden macht immer irgendeinen Sinn, denn es sind ja schließlich keine Menschen.“ Sorry, ich drifte etwas ab, Siddybaby ist ja nun leider schon verstorben, so hatte es Joe nur mit der grantigen Lola zu tun. Lola ist da einfacher zu händeln, weil sie nicht in jedem Artgenossen einen potentiellen Erzfeind sieht. Aber auch bei den beiden war es spannend. Erste Treffen im Tierheim, dann im Garten und später ab ins Haus. Keine Probleme, völlig unnötigerweise Sorgen gemacht.

Immer wenn ich das Bild sehe, denke ich an meine Kindergartenzeit. Wir haben oft gesungen: „Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald. Es war so …“.

To be continued!!!!

Ein Kuss auf die Nase!

Hunde lieben das! Nein, was ein Quatsch, aber … ich! Wenn ich bei all meinen Verrückten eine Gemeinsamkeit benennen sollte, dann sind es „unsere“ intimen Zeiten. Egal wie einer von uns drauf war und ist, ja, auch ich bin nicht immer gut gelaunt, dann finden wir uns. Ein für mich sehr probates Mittel ist: Der Kuss auf die Nase! Vielleicht nicht für jedermann, aber ich fühle mich einfach besser, wenn ich den Fellkopf in die Hände nehme und ihm einen dicken Kuss auf die feuchte Nase drücken kann. Dann fühle ich mich gut und sag einfach „Danke!“. Die Hunde, also jetzt speziell Lola und Joe fordern dies auch ein. Nein, nicht den Kuss auf die Nase, aber auf meinen Schoß zu krabbeln, oder wie jetzt, zu huckeln und mich vom Schreiben abzuhalten.

15 Minuten später! Ja, diese Zeit muss sein. Man kann sie nicht planen oder vorhersagen, aber das gehört zu einer Beziehung dazu. Jetzt legt sich das Vieh auch noch auf meine Füße! Unbequem, aber er zeigt mir Liebe, also halte ich das aus, bis die Füße schmerzen. Warum nicht? Ich lerne im Fernsehen, in der Hundeschule so viel, über Unterordnung, über Training, über Dominanz und wahrscheinlich noch unsagbar mehr Quatsch..Warum sage ich sowas? Naja, darf jeder probieren mit einem Staffy, einem Kangal oder Ähnlichem. Das funktioniert nämlich nicht. Jetzt kann man mit Ausnahmen kommen, ok, aber ist nicht die Regel. Ich selbst bin ein Verhaltensbiologe, ich mag die genetischen Dinge nicht, aber, manchmal muss auch ich sagen, dass die Genetik nicht als Solches völlig versagt.

Da simmer wieder! Keinen Schritt weiter? Doch, wir überlegen kurz über den Kuss. Warum ist der nicht nur für mich wichtig? Falls jetzt jemand behauptet, der Hund sei noch nicht erforscht, dann weiß ich auch nicht weiter. Der Hund ist das best erforschte Wesen, nach dem Menschen natürlich, auf dieser Welt.

Warum für viele noch ein Mysterium

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