Was macht eigentlich ein Tier- bzw. Hundepsychologe?

Diese Frage ist erstmal ganz einfach zu beantworten: Er oder Sie beobachtet!

Die Antwort wirft jedoch eine Menge anderer Fragen auf. Daher möchte ich ein wenig ausholen um ein Verständnis für die Arbeit eines Hundepsychologen bzw. einer Hundepsychologin zu erreichen. Im Studium lernt der angehende Tierpsychologe (im Weteren verzichte ich um Langeweile zu vermeiden auf die jeweils weibliche Form, ganz ohne sexistische Gedanken zu haben) das Beobachten. Um beobachten zu können, ist es jedoch unerlässlich fundierte Kenntnisse über die Anatomie und das Verhalten, im biologischen Sinne, des zu beobachteten Tieres zu haben. Zum Beispiel lernt der Tierpsychologe, dass Vögel nicht singen, weil ihnen danach ist oder den Menschen eine Freude bereiten wollen. Ihre Kommunikation hat immer Gründe, etwa Balz, Territorialverhalten oder Beziehungsarbeit, ganz sich nicht um die sie umgebenden Menschen zu beglücken. Hunde beißen, ganz sicher nicht um möglichst schnell auf einer Liste zu erscheinen, sondern finden wir auch hier manigfaltige Begründungen.

So simpel und nachvollziehbar oben Geschildertes auch ist, so schwierig und verantwortungsvoll sollte es aber sein. Stellen Sie sich eine Fehldiagnose beim Auto vor! Im besten Fall kostet es dem Halter viel Geld, im schlimmsten Fall aber, ist seine Sicherheit gefährdet. Denken wir aber einen Moment positiv und sagen, die Beobachtung (Anamnese) ist verantwortungsvoll geschehen. Dann müssen Lösungen gefunden werden, welche das harmonische Zusammenleben zwischen Halter und Tier wiederherstellen. Selbstverständlich sind Tiere Lebewesen, wie wir Menschen, d. h. es wird kein Patentrezept geben können, sondern vielmehr Lösungsansätze, welche sich konkret auf Halter und Tier ergeben. Denken Sie in dem Zusammenhang nur mal an Ihren Partner oder Ihre Partnerin. Es gibt Erwartungen, Bedürfnisse und Hoffnungen, welche erfüllt werden sollen. Kein Mensch möchte den einmal lieb gewonnenen Partner eintauschen, aber alle haben Erwartungen, alle sind Individuen. Beim Menschen fällt uns dieser Gedanke einfach und alle werden selbstverständlich bejahen, dass jeder Mensch ein Einzelstück ist. Beim Tier ist es oftmals leider nicht so, sie sollen primär funktionieren. Vergessen wird, dass wir es bei unseren Haustieren mit hoch entwickelten Säugern zu tun haben, welche auch individualistische Züge haben. Jeder Hund ist anders. Meist wollen wir das ja auch so. Menschen kaufen sich eine Bulldogge um ihr ruhiges, loyales Wesen zu genießen. Andere Mensch kaufen sich einen Retriver um seine Erlebniswelt mit der eigenen zu verbinden.

Klar ist dementsprechend, dass die Verknüpfungen zwischen Mensch und Tier sehr vielfältig sind. Diese zu erkennen, besprechen und Vorschläge zur Optimierung anzubieten, dies sind die ureigensten Aufgaben eines Tierpsychologen. Dabei die Umwelt, die Genetik, die Ansprüche und Wünsche zu berücksichtigen sind weitere Faktoren, welche der Tierpsychologe bedenkt.

Ich hoffe, dass ich mit dem kurzen Beitrag, dem geneigten Leser die Arbeit von Tierpsychologen etwas transparenter gemacht habe. Bewusst nicht gennat habe ich Emotionen und den Begriff Erziehung. Diese Themen sollten gesondert besprochen werden.

Herzliche Grüße und Dank für Ihr Interesse!

Willy Schulze