Pitbulls don`t cry

Vielen Dank an Manuela und Dirk Schäfer!

🐾 Der „gefährliche Kampfhund“ – zwischen Mythos, Medien und menschlichem Versagen 🐾

„Diese bösen Gesichter, reine Blutlust!“

So oder so ähnlich tönt es leider noch immer durch Kommentarspalten, Stammtische und Nachbarsgärten.

Doch wann versteht endlich selbst der dümmste Mensch, dass es die Rasse „Kampfhund“ nicht gibt?

Dass kein Tier auf die Welt kommt, um zu hassen oder zu kämpfen?

Und dass der einzige, der aus einem Hund ein Problem macht – der Mensch ist?

🔹 Die Wahrheit über den Begriff „Kampfhund“

Der Ausdruck „Kampfhund“ stammt ursprünglich aus dem 18. und 19. Jahrhundert, als Hunde für Tierkämpfe (Bull Baiting, Bear Baiting) gezüchtet wurden.

Ja, damals gab es Linien, die auf Mut, Schmerzunempfindlichkeit und Standfestigkeit selektiert wurden. Aber diese „Sportarten“ wurden 1835 in England verboten.

Seitdem sind mehr als 180 Jahre vergangen, und was blieb, ist ein Schimpfwort, das immer noch auf ganze Rassen geklebt wird – völlig unwissenschaftlich und emotional aufgeladen.

🔹 Wissenschaftlich belegt: Rasse ≠ Gefährlichkeit

Die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Universität Gießen und viele internationale Forschungsgruppen (u. a. AVMA, CDC, Cornell University) haben in groß angelegten Studien eindeutig belegt:

👉 Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass bestimmte Rassen von Natur aus gefährlicher, aggressiver oder unberechenbarer sind als andere.

📚 Einige zentrale Ergebnisse:

K. Klosterkemper (2002, TiHo Hannover): Kein signifikanter Unterschied im Aggressionsverhalten zwischen sogenannten „Listenhunden“ und anderen Rassen.

M. Schalke et al. (2019, Universität Gießen): Aggressives Verhalten entsteht fast immer durch mangelnde Sozialisation, falsche Erziehung, Angst oder Schmerz – nicht durch Genetik allein.

AVMA (American Veterinary Medical Association): „Breed is a poor sole predictor of aggression“ – die Rasse allein taugt nicht zur Beurteilung des Risikos.

CDC (Centers for Disease Control and Prevention, USA): Die Datenlage zeigt, dass Beißvorfälle mehr mit falscher Haltung, Aufzucht und Aufsichtspflicht zusammenhängen als mit der Rasse selbst.

💡 Fazit der Wissenschaft:

Aggression ist ein multifaktorielles Verhalten, beeinflusst durch:

Genetische Veranlagung (Temperament, Reizschwelle)

Erfahrungen in der Präge- und Sozialisationsphase

Umweltbedingungen (Stress, Haltung, Bewegung, Beschäftigung)

Erziehung, Training, Bindung und Motivation des Halters

🔹 Was macht Hunde wirklich gefährlich?

Nicht ihre Gene, sondern ihre Menschen.

Ein Hund, der keine Grenzen kennt, keinen Halt, keine Sicherheit, keine klare Kommunikation,

– der von Gewalt, Überforderung oder Isolation geprägt ist –

wird zwangsläufig auffällig.

Aber das ist kein „böser Hund“. Das ist ein Opfer menschlicher Fehlentscheidungen.

In Ländern wie der Schweiz oder den Niederlanden, wo keine Rasselisten existieren, ist die Zahl schwerer Beißvorfälle nicht höher als in Deutschland.

Dafür gibt es dort eine konsequentere Halterprüfung, Aufklärung und Schulung.

Das Problem liegt also nicht am Tier – sondern am System.

🔹 Medien und Politik: Wie Angst gezüchtet wird

Der Begriff „Kampfhund“ wurde in den 1990er-Jahren durch reißerische Berichterstattung nach tragischen Beißvorfällen wiederbelebt.

Bilder von muskulösen Hunden, Schlagzeilen mit „Bestie beißt Kind“, „Killerhund“ oder „gefährliche Rasse“ – sie haben Emotionen geschürt, aber keine Lösungen gebracht.

Die Folge: Rasselisten, Maulkorb- und Leinenpflicht, Zuchtverbote – ohne wissenschaftliche Grundlage.

Währenddessen dürfen schlecht sozialisierte oder überforderte Hunde anderer Rassen weiter unauffällig bleiben – obwohl sie statistisch genauso oder häufiger auffallen.

Das nennen wir Scheinpolitik auf Kosten unschuldiger Tiere.

🔹 Was wirklich zählt: Wissen, Verantwortung und Haltung

Hunde sind Spiegel ihrer Halter.

Sie reagieren auf Emotionen, Körpersprache, Konsequenz und Energie.

Ein unsicherer, aggressiver oder überforderter Mensch zieht einen ebenso instabilen Hund groß.

Ein sicherer, liebevoller, klarer Halter – egal ob mit Chihuahua, Schäferhund oder Staffordshire – formt ein ausgeglichenes, verlässliches Tier.

💬 Es ist kein Zufall, dass in Tierheimen vor allem Listenhunde sitzen – nicht, weil sie böse sind, sondern weil die Menschen sie aufgaben, als sie merkten, dass Verantwortung Arbeit bedeutet.

🔹 Zahlen, die zum Nachdenken bringen

Laut mehreren deutschen Innenministerien stammen über 80 % aller Beißvorfälle von Hunden,

die nicht auf Rasselisten stehen.

Und die häufigsten „Beißer“ in der Statistik?

👉 Labrador, Golden Retriever, Jack Russell, Dackel, Schäferhund.

Beliebte Familienhunde – einfach, weil sie in großer Zahl gehalten werden.

Ein gefährlicher Hund ist also kein Rasseproblem, sondern ein Halterproblem.

🔹 Zeit für ein Umdenken

Wir brauchen keine pauschalen Verbote, keine Stigmatisierung ganzer Rassen,

sondern Pflichtschulungen für Halter,

konsequente Kontrollen bei auffälliger Haltung,

und vor allem Respekt vor dem Lebewesen Hund.

🐶 Denn:

Ein Staffordshire Terrier ist kein „Kampfhund“.

Ein Rottweiler ist kein „Wachmonster“.

Ein Dobermann ist kein „Gefahrhund“.

Sie alle sind – einfach Hunde.

Mit Bedürfnissen, Charakter, Seele und Vertrauen in uns.

Und wenn ein Hund versagt, dann meist, weil wir Menschen zuerst versagt haben.

❤️ Fazit

Lasst uns endlich aufhören, in Rassen zu denken.

Lasst uns anfangen, in Verantwortung, Wissen und Empathie zu handeln.

Ein Hund ist immer nur so sicher, wie der Mensch hinter der Leine.

Wer in den Augen eines Hundes „Blutlust“ sieht,

sollte dringend in den Spiegel schauen –

denn dort findet man den wahren Ursprung jeder Gefahr! 👉

Denn sie haben keine Stimme – außer unserer.

© Dirk & Manuela Schäfer